Zwischen den Dünen und dem Meer, den seltsamen Touristenorten und der trägen Fährstation, steht der Rückzugsort von Adam Lang (Pierce Brosnan), dem ehemaligen britischen Premierminister. Eingekleidet in noble Fassaden ist der Ex-Politiker gefangen, denn gegen ihn wird ermittelt, und er verschanzt sich hier, weil er hofft, dort nicht von seinen Anklägern in Gewahrsam genommen werden zu können. Modern sieht es aus, das Fluchtgebäude, es ist hochtechnisiert und verbreitet eine angenehme Wohlfühlatmosphäre, im Gegensatz zum schroffen Klima außerhalb der schützenden Wände. Möglicherweise würde er es mögen, ja, sogar lieben, hierher zu kommen, wären da nicht diese besonderen Umstände: Eines Kriegsverbrechens beschuldigt ist er nach Martha's Vineyard gezogen, um dem Internationalen Gerichtshof und seinem Einflussbereich, in den die USA und somit die Insel eben nicht fallen, zu entgehen.
Lang versucht vielleicht ein wenig, die unangenehme Situation als nichtig abzutun, oder zumindest, sie kleiner zu reden, aber doch weiß er, dass seine Flucht in der Öffentlichkeit als letztes Dahinschwinden der einstigen Stärke dieses Mannes gesehen wird. Die Medien, schon längst angereist, stürzen sich beflissen auf das Thema, und die Anhänger diverser Friedensgruppen verurteilen Lang, beschimpfen ihn.Lang, der gerade einen zweiten Ghostwriter (Ewan McGregor) engagiert hat, nachdem der erste unter mysteriösen, als „Unfall“ deklarierten Umständen ums Leben gekommen ist, kann diese negative Presse nicht gebrauchen. Schließlich wird bereits spekuliert und hoch gepokert, was seine Memoiren betrifft, die in Kürze veröffentlicht werden sollen. Und in diese heikle Situation kommt ein weiterer, vom neuen Ghostwriter begründeter Verdacht: dass hinter Langs Politik viel mehr stecken könnte als die einfach gestrickte Aufsteigerstory eines Mannes, der mit Herz zur Politik gegangen sein soll.
Lang versucht vielleicht ein wenig, die unangenehme Situation als nichtig abzutun, oder zumindest, sie kleiner zu reden, aber doch weiß er, dass seine Flucht in der Öffentlichkeit als letztes Dahinschwinden der einstigen Stärke dieses Mannes gesehen wird. Die Medien, schon längst angereist, stürzen sich beflissen auf das Thema, und die Anhänger diverser Friedensgruppen verurteilen Lang, beschimpfen ihn.Lang, der gerade einen zweiten Ghostwriter (Ewan McGregor) engagiert hat, nachdem der erste unter mysteriösen, als „Unfall“ deklarierten Umständen ums Leben gekommen ist, kann diese negative Presse nicht gebrauchen. Schließlich wird bereits spekuliert und hoch gepokert, was seine Memoiren betrifft, die in Kürze veröffentlicht werden sollen. Und in diese heikle Situation kommt ein weiterer, vom neuen Ghostwriter begründeter Verdacht: dass hinter Langs Politik viel mehr stecken könnte als die einfach gestrickte Aufsteigerstory eines Mannes, der mit Herz zur Politik gegangen sein soll.
Roman Polanskis neuestes Werk war von Anfang an ein heikles Projekt: Der immer noch andauernde Prozess um den polnischen Regisseur sollte die Dreharbeiten, vor allem die Postproduktionsphase, immens erschweren. Der Vergewaltigungsfall, welcher Polanski seit mehreren Jahrzehnten verfolgt, war weiterhin nicht abgeschlossen und man durfte gespannt sein, wie Polanski mit seinem Dilemma umgehen würde. Die Verfilmung von Robert Harris' Beststeller sollte von allem etwas werden: Dynamischer, spannender Politthriller mit teilweise autobiographischen Bezügen, ein eleganter Seitenhieb auf aktuelle Geschehnisse und nicht zuletzt ein wenig Arthaus, wie man es jedem der Werke Polanskis zuschreiben kann. Folgt „The Ghost Writer“ schließlich doch stark konventionellen Zügen und zeigt ein bekanntes Muster – Opfer wusste scheinbar zu viel, anderer bemerkt das, recherchiert wiederum, begibt sich ebenfalls in Gefahr -, so hat der Film doch stets eine eigene Note vorzuweisen, die ihn weit über den Genredurchschnitt heben.
Polanskis Romanadaption ist jedoch vor allem in ihrer Visualisierung einzigartig geworden. Wie der Regisseur die anziehende, aber dennoch eiskalte Atmosphäre der Insel einfängt, und in hypnotischen Kamerafahrten die aufkeimenden Ängste des neuen Ghostwriters aufzeigt, hat immer noch nichts von seiner Klasse verloren, ist seit Dekaden hochaktuell und insgesamt als eine Hommage an den Meister der Suspense, Alfred Hitchcock, zu verstehen. Martha's Vineyard dient als wunderschöner, elegisch ausgeleuchteter Hauptspielort und definiert sich vor allem über die schroffe Küste, die windige Atmosphäre und die sterile Reinheit des bunkerartigen Hauses Langs. Die Grundtöne grau und blau harmonieren in einem aufeinander abgestimmten Wechselspiel, evozieren ein Gefühl des Unbehagens, welches mit der anziehenden Story nach und nach gesteigert, auf die Spitze getrieben wird. Allein die eher ruhige, aber dafür umso intensivere Verfolgungsjagd auf dem Festland ist eine Tour de Force für sich, die den Zuschauer in den Sessel drückt und ihn vor der inszenatorischen Klasse Polanskis applaudieren lässt. „The Ghost Writer“ ist ein optisches Highlight – verklemmt, abstoßend, leer und summa summarum schlichtweg der vielleicht beste Schauplatz, den man für die immer eindringlicher werdende Story rund um Macht, Gier, Verrat und Betrug hätte finden können.
Im Allgemeinen ist die Handlung „The Ghost Writer“ aber schon bekannt, weil oft bereits benutzt, die ersten Schritte ebenso kein Neuland, mit der Fortführung aber ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstdefinition. Polanski gelingt es auf eindrucksvolle Art und Weise, dem klassischen Prinzip zu folgen – und am Ende auch den großen Twist, die große Überraschung zu bringen -, dabei jedoch seinen eigenen Weg zu gehen und mit seinem Stil die Verfilmung zu prägen, ihr seinen Stempel aufzudrücken und damit dem Fehler zu entgehen, sich grundlegend auf Vorgegebenes zu verlassen. Denn der Thriller baut nicht nur auf geniale Visualisierung, sondern schafft es ebenso, mit nicht wirklich spärlich gesäten Spannungsmomenten den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Die in dieser Richtung beste Szene ist die Flucht des neuen Ghostwriters vor seinen potenziellen Mördern auf der Fähre, welche ohne große Effekte auskommt und doch den gewünschten Effekt erzielt: Mitfiebern, durchatmen, staunen. Polanski hat es nicht verlernt, seine Werke mit einfachsten Mitteln zum kleinen großen Thrillerstück aufzubauen, das erst nach und nach zeigt, wie viel Talent in ihm steckt.
„The Ghost Writer“ besteht aber vor allem aus der Identifikation des Regisseurs mit seinem eigenen Leben: in einem anderen Land versteckt auf der Flucht - Adam Lang teilt sein Schicksal mit dem Polanskis. Dass Polanski wiederum leise Medienkritik äußern würde, stand gewissermaßen von vorne herein fest, betrachtet man einmal die Komplexität des wahren Falls, überrascht eindeutig, dass er dies aber auf so subtile Art und Weise in den Film integriert. Hinter dem nach innen gezogenen Schauspiel Brosnans, hinter dem lächerlichen, aufgesetzten Grinsen ist der kleine Fingerdeut auf die Sensationsgeilheit der Presse. Wenn auch Polanski alles tut, um „seinen“ Teil möglichst nicht aufzudrängen, so erkennt man ihn neben dem teilweise schablonenhaften, aber stets hervorragend gespielten Thrillerpuzzle doch deutlich.Zum absoluten Must-See in diesem Jahr avanciert „The Ghost Writer“ aber erst durch die – in der Special Edition beiliegende oder separat erhältliche – Dokumentation zum Vergewaltigungsfall Polanskis, bei dem man sich um eine hohe Authentizität und Objektivität bemüht, dies in treffsicheren Bildern und Aussagen auch schafft. „The Ghost Writer“ ist ein exzellenter Film mit gleichen Schwächen, der vielleicht eine filmische Neudefinition des Regisseurs einläutet und alles in allem eins ist - „Wanted and Desired“.
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