Disneys neues Epos ist entfernt von niveaulosem Kindergartenkitsch und finanzieller Ausbeutung alter Märchenmythen, sondern ganz auf den neuen Markt der Zukunft zugeschnitten. Mit 170 Millionen von Joseph Kosinski visuell bahnbrechend realisiert, darf sich Garrett Hedlung als junger und rebellischer Sam Flynn im Cyberspace ordentlich austoben. Auf der Suche nach seinem vor zwanzig Jahren verschollenen Vater von einer Pager-Nachricht in die Spielhalle gelotst und nun im Computer gefangen, trifft er erst auf den immer noch jungen Kevin Flynn, genannt Clu, der sich aber bald als böses Alter Ego seines wirklichen Vaters herausstellt. Von Clu in die Arena geschickt übersteht er die ersten Diskkämpfe und wird dann von der mysteriösen Schönen Quorra gerettet, welche ihn auch zu seinem Vater bringt. Dieser lebt in einem schicken Domizil außerhalb des Rasters und muss hilflos mit ansehen, wie Clu etwas noch nicht näher definiertes plant. Sam wiederum, von Tatendrang gepackt, will mit seinem alten Herrn sofort zum Portal, das sie alle wieder nach Hause bringen könnte. Dabei jedoch kommt es zu drastischen Vorfällen und die großartige Action, untermalt vom brillanten Soundtrack Daft Punks, darf ausgepackt werden.
Es entsteht eine intensive Vater-Sohn-Beziehung und eine krachende Verfolgungsjagd – krasse Gegensätze, welche Kosinski jedoch ausgezeichnet zu einer fantastischen Symbiose zu vermischen weiß. Dazu gibt es Optik und Sound zum Niederknien, Bilder wie für die Ewigkeit geschaffen und ein packendes Ende epischer Größe. „Tron: Legacy“ jedoch schöpft seine gigantische Stärke nicht allein aus filmischem Können, sondern auch aus der bahnbrechenden Idee. Im Computer gefangen – das ist nicht nur ein lange gehegter Nerdtraum, sondern auch eine Allegorie an Mensch-Gott-Denken. Denn das Verhältnis zwischen Programmen und Usern offenbart selbe Dimensionen, wie sie auch in unseren Gedanken seit Jahrtausenden eingeprägt sind. Disney also hat es geschafft, aus einer bloßen Fortsetzung eines Eighties-Kultfilms, wie es viele gibt, ein dynamisches Actionspektakel zwischen Liebesgeschichte und Philosophie zu schneidern. Und das Ganze auch noch mainstreamtauglich zu machen. So viel Mut gehört belohnt: ein Meisterwerk.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen