Freitag, 5. November 2010

The Darker Knight



Christopher Nolan hatte einerseits ein leichtes, andererseits ein schweres Erbe bei seiner neuen „Batman“-Verfilmung anzutreten: Tim Burton, der fantasiereiche Exzentriker, hatte dem schwarzen Ritter mit seinen zwei Adaptionen Schumacher den gerade wieder auferstandenen Mythos mit allen Mitteln wieder wirkungsvoll zu zerstören wusste. Die „Batman“-Werke aus den späten 90-ern waren schließlich knallbunt, spaßig, familiengerecht und alles andere als das düstere Abbild, das Burton einige Jahre davor geschaffen hatte. Zog man also Vergleiche, so kam meistens Folgendes heraus: Schumacher leicht zu toppen, an Burton schwer heran zu kommen. Doch Christopher Nolan, der selbstbewusste Brite, orientierte sich weder an dem einen, noch dem anderen Bild des schwarzen Retters von Gotham City. Sein Fledermausmann sollte kein verzerrtes, eher massenuntaugliches Abenteuer bestreiten, sondern sich ganz der neuen Welle der modernen Superheldenverfilmungen angehören, die auf eine Verfrachtung der Thematik in die reale Welt setzten und das Ganze noch mit bombastischen Actionszenen untermalten. Nolans Batman sollte einer Generalüberholung anheimfallen: Futuristischer sollte der Mann der Nacht werden, einen neuen Anzug, ein neues Fortbewegungsmobil bekommen sowie mit unzähligen Gadgets uns sonstigen Extras und Spielereien ausgerüstet werden.

Man entschied sich, den Engländer Christian Bale für die Rolle zu casten. Aufgrund der Dreharbeiten zum vorher fertig gestellten „The Machinist“ war Bale jedoch extrem dünn und musste erheblich zunehmen. Vorerst viel zu viel aber - „Fatman“ war geboren. Kurz darauf war Bale dann schließlich in Form – und das Projekt , mit bedeutenden Nebendarstellern wie Morgan Freeman, Michael Caine, Liam Neeson, Katie Holmes und Gary Oldman aufwartend, konnte gestartet werden. Zuvor hatte man sich bereits darauf geeinigt, Motive auf Frank Millers „Batman: The Year One“ zu übernehmen und somit den Wandel von Bruce Wayne zu seinem Alter Ego Batman zu zeigen. Engagiert worden war für das Drehbuch mit David S. Goyer ein Mann, der sich mit der Comicmaterie rund um Batman bestens auskannte. Es wurde mit Ra's al Ghul ein altbekannter Antagonist des schwarzen Ritters eingeführt, der es Nolan ermöglichte, den Schritt weg von den fantastischen Filmen eines Tim Burton zu machen. Schließlich wurde Chigaco als Haupthandlung gewählt, was wiederum hieß, dass auch Gotham City neu gestaltet werden sollte. Das Team holte sich also Inspiration bei den großen Städten Amerikas und schuf so eine neue Heimat für Batman, die weniger gotisch und mehr futuristisch sein sollte.




Bruce Wayne, nach dem Tod der Eltern traumatisiert und aus Gotham City geflüchtet, schlägt sich mehr oder weniger durch das Himalaja und trifft auf einen seltsamen Mann namens Ducard. Bei diesem geht er schließlich in die Ausbildung und wird vieler Ninja-Künste gelehrt – bis er bei der Abschlussprüfung einen Menschen töten soll, dies jedoch nicht tut. Er kann entkommen, Ra's al Ghul jedoch kommt jedoch dabei um. Wayne, nun physisch enorm gestärkt, gelangt wieder in seine Heimatstadt und trifft dort auf seinen Diener Alfred Pennyworth, mit dem er zusammen den Charakter des Batman entwickelt. Er greift dabei auf seine seit Kindheit bestehende, panische Angst vor Fledermäusen zurück und beschließt, den Kampf gegen das organisierte Verbrechen um Carmine Falcone aufzunehmen. Doch nicht nur die Mafia gehört zu seinen Feinden: Ducard, der zugibt, der wahre Ra's al Ghul zu sein, nämlich kommt nach Gotham City, das er einst zusammen mit Wayne zerstören wollte. Dieser jedoch widersetzte sich – und kämpft nun gegen seinen alten Mentor und Lehrmeister, der die Stadt über den Abwasserkanal quasi komplett vergiften will. Wayne, der nun vollends in seiner Rolle als Batman aufgeht, muss auf die Hilfe von Alfred zurückgreifen, um sich der Übermacht an Gegnern zu stellen: Schließlich ist mit Scarecrow noch ein dritter Feind im Spiel.

Ein dynamischer Start für den nolan'schen Batman also. Und leider einer, der nicht immer wirklich aufgeht. „Batman Begins“ nämlich fehlt es an wirklichen Ausnahmegegnern, wie sie ein paar Jahre später „The Dark Knight“ zu bieten hatte, wie sie ein „Batman Returns“ mit dem großartig gespielten Pinguin besaß. Liam Neeson will zwar den ambitionierten Bösewicht geben, schafft es aber nie, eine wirkliche Bedrohung für Batman oder Gotham City darzustellen. Zu „normal“ ist er im Angesicht des gewaltigen Schurkenoeuvres, das der schwarze Ritter zu bieten hat, zu schwach wird er dargestellt. Auch Cillian Murphy, mit dem Nolan später noch einmal in „Inception“ zusammen arbeiten sollte, als Scarecrow weiß nicht wirklich, wie er dem Zuschauer eine Angst einflößende Vorstellung geben soll - zu verhalten ist das alles, um ernsthaft in der oberen Liga mitzuspielen. Eines der größten Probleme des gesamten Films aber ist der Hauptdarsteller: Christian Bale als Batman weiß nicht, was er will. Michael Keaton spielte Batman damals so zurückhaltend, dass man ihn teilweise gar nicht mehr bemerkte. Und Bale? Einerseits möchte dieser wohl gerne den Film als starker Charakter mit tragen, andererseits aber seine Figur auch so tragisch und zweifelnd darstellen – was nicht immer wirklich aufgeht.





Neben einem nicht funktionierenden Schauspielerensemble macht Nolan zwar eine überdurchschnittlich gute Arbeit als Regisseur, führt ihn mit seiner eigenen, persönlichen Handschrift und versteht es, neben (teilweise pseudo-) psychologischen Aspekten genügend donnernde Action einzubauen. Womit man schon beim nächsten großen Problem des Films wäre: Hans Zimmer. Auf YouTube als „The Mozart of our time“ betitelt, schafft es der wohl angesagteste Filmkomponist Hollywoods nicht im Geringsten, an Elfmans gigantische Partitur heranzukommen. Das an sich wäre eigentlich kein Fehler – die Filmmusik des Genius' ist sowieso kaum zu übertreffen. Zimmer aber liefert den vielleicht schlechtesten Soundtrack seiner Karriere ab: Lieblos zusammengeklatscht wirkt das, wenn x-mal recycelte Töne auf seltsamerweise irgendwo schon gehörte Melodien treffen und zwischen den einzelnen Motiven – Schrecken, Trauer etc. - selten ein wirklicher Unterschied herauszuhören ist. Im Kontext mit dem Film fällt das vielleicht nicht auf, hört man den Score aber einmal allein und nur für sich, so nervt das Horrording ganz gewaltig. Ein Glück, dass Nolan das mit furioser Action zu übertünchen versteht – weniger glücklich, dass der neue Starregisseur Zimmer höchstwahrscheinlich als Stammkomponisten engagiert hat.

Ein Start nach hinten also? Nein. „Batman Begins“ ist dann doch – vor allem, was den Wert der Unterhaltung betrifft – ganz gut gemachtes Blockbusterkino ohne irgendwelche tollen, außergewöhnlichen Momente. Ein Film also, nach dem aber trotzdem einiges zu befürchten war. Bis Nolan mit „The Dark Knight“ sein Meisterstück ablieferte. Das war dann jedoch ganz anders, und lässt „Batman Begins“ - was diesem sicherlich gut tut – als kleine Fingerübung dastehen.  

4 Kommentare:

  1. Zustimmung eigentlich zu allen Punkten (vor allem hinsichtlich des grausigen drei Töne-Scores), wenngleich ich Bale stärker einschätze. Keaton bleibt jedoch nach wie vor der veritabelste Kandidat für das Amt des schwarzen Rächers.

    AntwortenLöschen
  2. Immerhin hatte der den coolsten Robin.

    AntwortenLöschen